Wer hätte gedacht, dass dieser Begriff so viel Potential in sich birgt? Zugegeben, ich nicht! Katzenwäsche war für mich immer der Inbegriff für „Nicht-oder-wenig-waschen-wollen“! Spontan denke ich hier an Teenager, aber das darf ich nicht laut sagen! Sonst gelte ich – wieder einmal – als völlig uncool! Doch seit wir das Herzilein unter unserem Dach haben, hat sich die Bedeutung des Begriffs in meinem Kopf durchaus gewandelt. Denn wenn das Katerchen nicht schläft, nicht spielt oder vor allem frisst, dann putzt er sich. Dies zieht er in allen Lebenslagen, zu allen Uhrzeiten und in den tollsten, sportlichsten Stellungen durch. Wirklich unglaublich, wie beweglich Katzen sind! Ich habe mich auf diesem Gebiet – es war ja schließlich Neuland für mich – natürlich einmal schlau gemacht. Mein Lieblingsratgeber wusste mir dazu auch gleich eine Antwort zu geben: Katzen putzen sich bestimmt 2-3 Stunden am Tag. Wow, das ist wirklich eine Menge. Ich bin, gelinde gesagt, beeindruckt. Die Teenies brauchen nur ein Zehntel der Zeit. Schätze ich zumindest. Aber pst, das habe ich nicht laut gesagt! Während sich unser Herzilein begeistert und stundenlang putzt, geschieht dies bei meinen beiden Teenies nur nach Androhung. Sie sparen lieber Wasser, begründen dies mit Umweltschutz, blabla… Dafür übernimmt Herzilein die ganze Breitseite, er putzt, was das Zeug hält. Natürlich zuallererst sich selbst. Vor kurzem unternahm ich doch einen Versuch bei den Teenagern, um von dem reinlichen Verhalten des Katerchens auf das eigene Hygieneverhältnis hinzuweisen. Doch daraufhin lächelten sie mich mitleidig an und strichen dem Katerchen freundlich übers Fell. „Das ist doch klar, Mama!“, richteten sie, genervt die Luft ausstoßend und überbetont, als sprächen sie mit einem geistig minderbemittelten Erwachsenen, anschließend das Wort an mich, „so eine Katze kann ja auch nicht duschen, wie wir! Überleg doch mal, das dauert eben auch ewig mit so einer kleinen Zunge das komplette Fell zu säubern! Wahrscheinlich hat Herzilein seinen Pelz sowieso gar nicht ganz durch! Also relativ gesehen, ist dann so eine Katze auch nicht sooo sauber, wie du immer sagst. Und bürsten müssen wir ihn ja auch oft!“ Damit schlossen sie ihre Zimmertür nachdrücklich vor meiner Nase. Ein sicheres Zeichen, dass ich nun nicht mehr erwünscht war. Schon gar nicht, wenn ich solche Themen in petto hatte. Brav siedelte ich ins Wohnzimmer über und Herzilein folgte mir auf dem Fuße. Begeistert, dass überhaupt jemand meine Gesellschaft suchte, wollte ich die Kugel für ihn rollen, doch genau in diesem Augenblick setzte er sich hin und – na, was glaubt ihr? – genau, und putzte sich fleißig. Ich setzte mich neben ihn und wartete ab. So lange konnte das doch nicht dauern. Um die Sache zu beschleunigen, streichelte ich ihn zwischendurch. Er hielt kurz inne, sah mich an und schnaufte laut. Ertappt ließ ich die Hand sinken. Ok, da war ich wohl auch nicht erwünscht. Dann trollte ich mich eben in die Küche, um diese endlich aufzuräumen. Nach einiger Zeit hörte ich das Katerchen, wie er die Kugel begeistert durch das Wohnzimmer jagte. Sofort gesellte ich mich zu ihm, um ihn zu bespaßen. Erfreut nahm er das Spiel an. Dabei fiel mir auf, dass immer, wenn es ihm zu wild wurde, er es unterbrach, weil er seinen Pelz wieder in die richtige Richtung schlecken musste. Wenn ich genauer darüber nachdenke, bin ich mir inzwischen ganz sicher, dass Herzilein das Putzen generell auch alibimäßig in Situationen anwendet, um sich entsprechend aus der Affäre zu ziehen. Nach dem Motto: Dir gefällt das Spielen gerade so gut? Dann müssen wir etwas ändern! Ich bin hier die Hauptperson, auf mich musst du achten. Ich mache, was ich will. Und dann putzt er sich, hat meine volle, teilweise fassungslose Aufmerksamkeit aufgrund der Unterbrechung und erst, wenn es für ihn passt, dann spielt er weiter. Mir scheint, diese Machtspielchen gehören bei Katzen einfach zum Leben dazu. Aber da ich ein friedfertiger Mensch bin, trage ich es ihm nicht nach. Mein Herz schmilzt auch dahin, wenn er sich nicht nur um sich selbst, sondern um andere kümmert. Das sieht folgendermaßen aus: Katerchen lässt sich streicheln, beginnt sich irgendwann zu putzen und wechselt dann nahtlos zu der Person über, die ihm am nächsten ist. Da wird alles geputzt, was ihm vor das Schnäuzchen kommt: Hände, Arme, Beine, sogar Haare!!! Die Teenies finden das toll und erklären mit leuchtenden Augen, dass doch nun die Wäsche für heute erledigt sei! Igitt! Aber wie mir das Lexikon verriet, stärkt das sogar die soziale Bindung. Und dagegen kann ich nun wirklich nichts sagen, oder? Warum er aber auch die Couch bearbeitet, habe ich noch nicht herausgefunden… Denn auch diese schleckt er hingebungsvoll mit seiner rosa Zunge ab. Sollte das vielleicht heißen, dass ich mir in Zukunft die Polsterreinigung sparen kann? Das wäre ja der Knaller! Wozu so eine Katze und ihre Katzenwäsche gut ist, verstehe ich erst jetzt langsam und bekommt eine völlig andere Bedeutung. Wer weiß, was da in Zukunft noch alles möglich ist?
© Helen Herrmannsdörfer)
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