Philip Kerr
"Friedrich der große Detektiv"
Rowohlt Verlag
Selten hat mich ein Kinder-und Jugendbuch so getroffen, berührt und emotional umgehauen.
Als ich das Cover zum ersten Mal zufällig in einer Buchhandlung entdeckte, wusste ich sofort, dass es mit Erich Kästners "Emil und die Detektive" in engem Zusammenhang stehen musste, da sich die Aufmachungen sehr ähneln. Dass es in der Geschichte um Erich Kästner und den Jungen Friedrich Kissel geht, die sich zur NS -Zeit in Deutschland anfreunden, war mir zunächst nicht bewusst. Umso interessanter empfand ich das Zeitgeschehen an der Seite Friedrichs und Kästners mit zu verfolgen und atemlos und mit Grauen die Entwicklungen innerhalb Deutschlands zu beobachten, die natürlich hinreichend bekannt sind. Doch sie machen den Leser direkt betroffen, da man die Geschehnisse, sowie Friedrichs Gefühle und Gedanken live miterlebt. Es rührt, mit welcher Hingabe Friedrich Kissel den Autor Erich Kästner und dessen Werk verehrt, wie es ihn inspiriert, selbst Detektiv werden zu wollen, und den Lebensweg weist, sowie die Persönlichkeit in diesen schwierigen, furchtbaren Zeiten bildet.
Friedrich, der Erich Kästner und vor allem dessen Buch "Emil und die Detektive" schon mehrfach gelesen hat und ein glühender Fan ist, erlebt innerhalb der eigenen Familie, wie die Nazis zunehmend die Atmosphäre vergiften. Denn sein großer Bruder Rolf schließt sich ihnen an, sehr zum Leidwesen der Eltern. Friedrich beobachtet die Veränderungen, erkennt jedoch die Gefahr, die sich dahinter verbirgt, nicht. Aus dem harmlosen Spaß, den Friedrich und seine besten Freunde betreiben und verlorene Gegenstände aufspüren, um sie in Zusammenarbeit mit der Polizei an die rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben, wird Ernst. Denn die Kinder erhalten den Auftrag, Erich Kästner zu bespitzeln und Auffälligkeiten sofort zu melden. Dadurch gerät Friedrich in ein Dilemma, das an seinen Grundfesten rüttelt. Doch die immer weiter fortschreitenden Veränderungen sorgen dafür, dass der Junge sich auf seine Werte besinnt. Als die Kinder dann auch noch eine furchtbare Entdeckung machen und sie erkennen, dass die Wahrheit dahinter vertuscht wird, beschließt Friedrich seinen eigenen Weg zu gehen, der in diesen Zeiten sehr gefährlich ist.
Ein tolles Werk und eine Hommage an Erich Kästner, das ich wärmstens weiterempfehlen kann und das, wie ich finde, zur Schullektüre zählen sollte. Wie ich erst vor kurzem bemerkte, stellt der Verlag kostenfrei Begleitmaterial zu diesem Buch zur Verfügung, das sicherlich gut in den Unterricht integriert werden kann und unterstützend wirkt.
Philip Kerr ist mit diesem Buch ein berührendes, emotional aufwühlendes Buch gelungen, das betroffen macht. Ich möchte es jedoch nicht in der Liste der Bücher, die ich bisher gelesen habe, missen. Eine ganz klare Empfehlung für alle, die Erich Kästner verehren und die die Hintergründe der Zeit, in der er lebte, verstehen wollen.
Alle Rechte liegen bei der Verfasserin des Textes!