Bonnie Garmus
"Eine Frage der Chemie"
Piper Verlag
Das Lebensmodell von Bildung, Studium, Arbeit, Karriere und Familie gehört heutzutage zum Alltag unseres modernen Lebens und ist, auch für Frauen, keine Seltenheit mehr. Zum Glück - bin ich mir doch sicher, dass bei diesen ersten Zeilen, wenn sie gelesen werden, ein entrüsteter Schrei von all jenen ausgestoßen wird, die die vergangenen Zeiten, als dies noch keine Normalität war, kennen und verteufeln – zurecht! Wäre es doch für uns Frauen heutzutage unvorstellbar, nicht dem nachgehen zu können, was wir uns für unser Leben vorstellen und erreichen wollen. Doch ganz anders sah es für Frauen noch in den 1950er oder 1960er Jahren aus. Genau hier setzt die Geschichte um Elizabeth Zott ein, einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist. Als moderne, gebildete und hochintelligente Frau, Chemikerin und Wissenschaftlerin versucht sie sich in der von Männern dominierten Welt einen Platz zu schaffen, der ihrer Intelligenz und ihren Vorstellungen entspricht. Mit aller Macht setzt sie sich dafür ein, ihre Träume verwirklichen und leben zu können. Sie muss sich täglich aufs Neue den Herausforderungen, Gängelungen und Demütigungen stellen, die ihr immer wieder aufs Neue entgegengebracht werden. Denn Elizabeth Zotts Selbstbewusstsein, ihre Klugheit, ihr Aussehen und ihre Unerschütterlichkeit schüchtern das Umfeld ein. Als Elizabeth den berühmten Chemiker und Wissenschaftler Calvin Evans kennenlernt, beginnt sich ihr Leben scheinbar zum Besseren zu wandeln. Denn in Calvin hat sie jemanden gefunden, der sie vollauf respektiert, als gleichgestellt betrachtet und aufrichtig liebt. Doch diese Idylle bleibt nicht lange erhalten. Es ist Elizabeth Zotts Beharrlichkeit und ihrer festen Überzeugung zu verdanken, dass sie Veränderungen, die zunächst erst im Kleinen beginnen, bewirken kann. Unbeirrt steht sie nach jedem erlittenen Rückschlag wieder auf und sucht nach einem neuen Weg, um ihre Überzeugung und ihr Wissen zu teilen und zu leben. Als sie irgendwann jedoch glaubt, am Ende ihres Weges, ihrer Kräfte und ihres Kampfes gegen die Hierarchien dieser Zeit angekommen zu sein, wendet sich Elizabeths Leben plötzlich erneut. Nun erhält sie Hilfe und Unterstützung von einer Seite, von der sie es niemals erwartet hätte. Aber wird dies reichen, um endlich ihren Traum leben zu können?
Die Autorin Bonnie Garmus schrieb mit „Eine Frage der Chemie“ einen großartigen Roman, der bezaubert, fesselt und den Leser in eine Zeit zurückversetzt, die völlig verkehrt erscheint. Sie macht in ihrer Geschichte deutlich, wie wichtig und auch richtig es ist, die eigenen Träume zu leben. Mit ihrer sympathischen Hauptfigur Elizabeth Zott ermutigt sie den Leser, nicht aufzugeben, sondern immer wieder neue Mittel und Wege zu suchen und zu finden, um die Träume zu verwirklichen. Durch das zentrale Thema der Chemie greift Bonnie Garmus doppelt den Gedanken der Veränderung auf, denn zum einen bedeutet Chemie genau diesen Zustand, zum anderen spielt sie auf die dringend notwendigen Veränderungen des weiblichen Rollenbilds in den 1950er und 1960er Jahren an. Ihrem gewandten Sprachschatz und Schreibstil verdankt der Leser vergnügliche, tiefsinnige und geistreiche Stunden, da auch die Chemie der verschiedenen Protagonisten nicht immer stimmig ist und letztendlich in ein Gleichgewicht gebracht werden muss, was einerseits zum Schmunzeln, andererseits aber auch zum Tränentrocknen führt . Die Hauptfigur der Elisabeth Zott wurde so realistisch, empathisch und liebenswert gezeichnet, dass es verwundert, dass diese nicht wirklich gelebt hat, denn der Roman wirkt wie die Biographie einer höchst interessanten Chemikerin, Wissenschaftlerin sowie Vorreiterin des Feminismus. Eine tolle Frau, die man gerne kennenlernen würde, da halte ich es mit Elke Heidenreich, wenn sie sagt: „In Elisabeth Zott verliebt man sich total. (…) Lange habe ich nicht ein so unterhaltendes, witziges und kluges Buch gelesen wie dieses.“ Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Alle Rechte liegen bei der Verfasserin des Textes!