Sabine Bohlmann
"Willkommen bei den Grauses: Wer ist schon normal?"
Planet!
Eigentlich empfindet sich Ottilie Schmidt als ganz normal. Sie liest eben nur lieber, als mit anderen Kindern zu spielen wie zum Beispiel den Klassenkameradinnen Mona, Lisa und Mona-Lisa. Viel interessanter erscheinen ihr die neuen Nachbarn, die an einem Freitag, den 13. bei Nacht und Nebel in das Geisterhaus mit der Nummer 13 der Sackgasse einziehen. Insgeheim hofft sie auf einen Neuanfang, sodass die Nachbarn sie nicht länger als komisch empfinden. Doch diese Familie scheint ganz anders zu sein. Tagsüber lässt sich niemand blicken, aber um Mitternacht bekommen sie regelmäßig Besuch und erkunden anschließend zusammen die Gegend. Ottilie beschließt Kontakt aufzunehmen und so lernt sie nach und nach die ganze Familie Grause kennen: drei Kinder, die Eltern, den Opa und den Hund. Doch merkwürdiger könnte eine Familie nicht sein. Der Junge Muh hat kleine Hörner auf seinem Kopf, die er mit einer Mütze versteckt und gehört zur Familie der Dilldapps. Wolfi ist ein Werwölfchen, das sich bei Vollmond verwandelt und spitze Eckzähne aufweist. Das dritte Kind ist das Geistermädchen Husch, das zu seinem Leidwesen Schwierigkeiten hat, sich sichtbar zu machen. Dieses Kunststück gelingt nur bei Vollmond oder beim längeren Luftanhalten. Der Vater Holger zählt zu den Felfen, ist halb Fee, halb Elfe, mit einer Vorliebe für rosa Tutus und die Mutter Olga stammt von den Dschinns ab und liebt ihre zahlreichen Flaschen. Auch Opa Grause ist anders und offenbart sich als kauziger, muffeliger Waldschrat mit der sprechenden, fleischfressenden Pflanze namens Frau Bissgurke auf seinem Hut . Vervollständigt wird die schräge Familie von dem Hund Mopp, der eigentlich ein Wischmopp ist und es liebt, alle Arten von Dreck aufzulecken. Sie alle gehören zu den andersartigen Wesen, die die Fata-Morgana-Schule besuchen mussten, in der sie so viel wie möglich über die normale Welt lernen sollten, um anschließend in der normalen Welt überhaupt leben zu dürfen. Eine von dem Institut für andersartige Wesen, kurz IFAW, beauftragte Krähe wacht darüber, dass die Anpassung reibungslos funktioniert. Doch das ist leichter gesagt als getan. Vor allem Schrat hat dabei große Schwierigkeiten. Jede Verfehlung wird genau registriert und mit grauen Negativpunkten festgehalten. Als sich Opa Schrat unwissentlich völlig danebenbenimmt, steht kurz darauf Herr Grottenolm vor der Tür, um den eigenwilligen Schrat abzuholen und an einen Ort zu bringen, von dem noch niemand gehört hat und über den nicht gesprochen wird. Der bunt zusammengewürfelten Familie ist eines jedoch unterdessen klar: Ein Plan muss her und zwar schnell, um Opa Schrat vor dem Unheil zu bewahren. Glücklicherweise hat Ottilie auch schon eine Idee. Denn eine Tatsache haben sie alle inzwischen begriffen: Jeder ist in seiner Andersartigkeit nicht nur wunderbar und wertvoll, sondern hat genauso wie alle anderen ein Recht auf einen Platz in der Welt verdient. Wer ist schließlich schon normal?
Sabine Bohlmann ist mit ihrem Buch „Willkommen bei den Grauses: Wer ist schon normal?“ eine wunderbare, lustige und herzerwärmende Familiengeschichte gelungen. Die zauberhaften, skurril gezeichneten Charaktere begeistern und zeigen, dass gerade diese Vielfalt die Welt bereichert. Die aktuelle Thematik zur Akzeptanz des Andersseins ist märchenhaft-magisch umgesetzt und weicht die Grenzen dessen, was normal ist, gekonnt und unaufgeregt auf. Ein mitreißend, liebevoll gezeichnetes Buch, das Lust macht, noch weitere Geschichten von Familie Grause und Ottilie miterleben zu wollen. Die wunderschönen, schwarz-weißen Illustrationen von Daniel Steudtner lassen den Leser direkt in die magische Welt eintauchen. Absolut empfehlenswert für Kinder ab 9 Jahren.
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