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Charlie Jonas

Das schönste Geschenk

Thiele Verlag

 

Eigentlich könnte alles wie immer sein: Zum Beispiel, dass Emma wie jedes Jahr kurz vor Weihnachten ihre Mutter in Snowbridge in den Cotswolds besucht. Doch das kurze, aberwitzige Aufflackern der Hoffnung weicht bei ihrer Ankunft vor Ort trauriger Gewissheit, als die junge Frau von der Nachbarin empfangen wird, die sich zwischenzeitlich um das Haus der Mutter gekümmert hat: Denn Bonnie kam zwei Monate zuvor bei einem Autounfall ums Leben. Alles erscheint Emma trist und trostlos, obwohl sich die illustren Bewohner des kleinen Städtchens liebevoll um sie bemühen und sie mit großem Aktionismus und witzigen Freizeitvorschlägen auf Trab halten: Wie zum Beispiel die uralte Mrs. Hetherford, die sogar darauf besteht, dass Emma das Haus weihnachtlich schmückt und die Single-Frau nötigt, im Haus einen Mistelzweig aufzuhängen. Diese gibt sich den Gepflogenheiten geschlagen, ist sie doch sicher, dass er völlig unnötig sein würde. Es ist Cooper, dem Hund ihrer Mutter zu verdanken, dass ihr Leben plötzlich eine andere Wendung nimmt. Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch den Park, als Emma gerade beschließt, zukünftig alle Brücken in Snowbridge abzubrechen, das Haus zu verkaufen und sich von liebgewonnen Erinnerungsstücken ihrer Kindheit zu trennen, erscheint der Park plötzlich in einem anderen, diffusen Licht, das diesen Moment wie einen Traum wirken lässt. Genau zu diesem Zeitpunkt jagt Cooper außergewöhnlich hartnäckig einem Eichhörnchen hinterher und bleibt standhaft am Fuß des betreffenden Baumes bellend stehen, was dazu führt, dass Emma den an einen Baum gehefteten Zettel bemerkt, dessen Text ihr aus der Seele zu sprechen scheint: „Bonnie, bitte komm zurück!“ Als sie mit wild klopfendem Herzen weiterliest, wird klar, dass mit Bonnie nicht, wie sie anfänglich dachte, ihre geliebte Mutter, sondern der nicht weniger geliebte Stoffhase eines Mädchens namens Lilli gemeint ist, den diese im Park verloren und nicht wiedergefunden hat. Wie es letztendlich der Zufall will, findet Emma kurz darauf das vermisste Stofftier. Als sie daraufhin den Anschlag am Baum wieder aufsucht, um die Telefonnummer zu wählen und den Fund zu melden, ist der Zettel jedoch verschwunden. Fest entschlossen fasst Emma einen Plan, durch den sich die Ereignisse zu überschlagen beginnen. Rückblickend muss die junge Frau bald darauf zugeben, dass auf jeden Fall so etwas wie Magie im Spiel gewesen sein muss, denn wie sonst sollte es in dieser kurzen Zeit möglich gewesen sein, ihr Leben von Grund auf so umzukrempeln, dass sie nun der Zukunft zuversichtlich entgegenblicken kann? Oder ist möglicherweise doch der Mistelzweig von Mrs. Hetherford schuld?

Charlie Jonas ist mit diesem Roman eine wunderbare Geschichte gelungen, die das Herz berührt. Obwohl die Lebenssituation der Hauptprotagonistin zunächst trostlos erscheint, schafft es die Autorin anhand der anschaulichen, liebevollen und detaillierten Schilderung, den Leser in den Bann zu ziehen und unmittelbar in das Geschehen eintauchen zu lassen. Die Beschreibung der typisch englischen Ortschaft sowie der sowohl liebevollen, als auch leicht skurril gezeichneten Nachbarschaft macht Lust, dem Ort am liebsten einen Besuch abstatten zu wollen und neben manch anderen Bewohnern Snowbridge`s besonders Mrs. Hetherford treffen zu dürfen. Würde man, um dazu zu gehören und mitreden zu können, nicht auch gerne ihre berühmten, steinharten Scones kosten wollen? Der schwungvolle, flüssige Schreibstil der Autorin und die Magie der weihnachtlichen Geschichte lassen die 144 Seiten des Buches viel zu schnell vorüberziehen. Zurück bleibt ein Leser mit dem Gefühl, anhand der besonderen Geschichte ein wahrhaft magisches Geschenk erhalten zu haben und den Geist der Weihnacht am eigenen Leib erlebt zu haben. Die wunderschöne Gestaltung des Umschlags trägt dazu bei, sich in dem Buch zu verlieren und rundum wohlzufühlen.

Alle Rechte liegen bei der Verfasserin des Textes!

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